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Johann Peter Eckermann - Gedichte

Der Herr und die Kinder.

Es war ein Herr, der mochte nicht
Zerlumpte Kinder leiden,
Und wo er lumpige Kinder sah,
da wollt' er neu sie kleiden.

In einem Städtchen kam er an,
Da sah er lumpigen Knaben;
Er rief den Knaben gleich heran:
Neuen Rock sollst du haben.

Der Knabe drauf sich alsobald
Im neuen Rock tut brüsten,
In wieviel andern reget das
Ein hungriges Gelüsten!

Es schaut der Herr zum Fenster hinaus,
Da stehen vor der Türe,
Mit froher Hoffnung im Gesicht,
Der lumpigen Kinder viere.

Auch diese Viere kleidet er
Sobald mit neuen Röcken;
In gutem Zeuge, denkt der Herr,
Geht nun der ganze Flecken.

Es schaut der Herr zum Fenster hinaus,
Da sieht er ganze Klumpen,
Wohl ihrer funfzig sieht er stehn,
Alle in schlechten Lumpen.

Da denkt der Herr, es ist wohl gut,
Ich lasse sie lumpig stehen:
Denn wenn ich alle kleiden wollt',
Müsst' ich selber in Lumpen gehen.


Literatur
Eine Anthologie mit einigen poetischen Perlen Eckermanns und den Glanzlichtern aus den "Gesprächen mit Goethe": Eckermann-Anthologie
Helmuth Hinkfoth (Hg.)
Erzählungen, Gedichte,
Briefe und Reflexionen
Johann Peter Eckermanns